Im Unteren Odertal
von Angelika Lenat, Berlin 2020
Am 1. Mai 2019 unternahmen wir eine Exkursion in das Herzstück von Deutschlands einzigem Auen-Nationalpark- ins Untere Odertal. Es befindet sich im Nordosten Brandenburgs, ist 50 km lang und bis zu 5 km breit mit Schwedt als größter Kommune. Dieses grenzüberschreitende Schutzgebiet gehört zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland. So rasten hier z.B. Kraniche im September mehrere Wochen lang, bevor sie ihren Flug in den Süden fortsetzen.
Typisch für das Untere Odertal sind die großen Polder, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach holländischem Vorbild für den Hochwasserschutz eingerichtet wurden. Sie werden regelmäßig überflutet und bieten somit Flora und Fauna ideale Entwicklungsbedingungen.
Im März 2015 hatte ich diese Polder das 1. Mal bei dem Örtchen Criewen, in dem sich auch das Informationszentrum des Nationalparks befindet, gesehen. Damals waren die Polder nass, und das Blau des Wassers und des Himmels und die grünen Wiesen leuchteten im späten Nachmittagslicht. Das musste einfach im Bild festgehalten werden.
Am Tag unserer Exkursion hatten wir vormittags erst einmal ein ziemlich diesiges Licht.
Wir waren in Stolpe und erklommen den „Grützpott“, die Ruine einer Burg aus dem 12. Jahrhundert. Das diesige Licht ließ wohl alle an weitwinkligen Landschaftsaufnahmen verzweifeln. Deshalb waren wir sehr erfreut über eine ritterliche Einlage von zwei „Hobbyrittern“ aus der Gegend, die in voller Rüstung und mit Schwert und Schild einen Zweikampf zeigten.
Dann machten wir uns auf den Weg, wandernd die Besonderheit dieser Landschaft zu entdecken und mit der Kamera festzuhalten. Und um es gleich vorweg zu sagen: Es war nicht einfach. Diese Landschaft protzt nicht mit spektakulären Motiven; die Weite und die Stille sind ihr Merkmal. Und die kann man schlecht in nur einem Tag erleben. Eine Morgendämmerung, eine Abendsonne oder Sonnenuntergang, Nebel oder Schnee wären mitunter vorteilhafter für gute Fotos gewesen.
Nachmittags fuhren wir nach Criewen, spazierten durch den Schlosspark, stärkten uns im Cafe und besuchten die Oder auf einer weiteren Wanderung. Die Polder waren leider nicht überflutet -wir fanden eine Wiesenlandschaft vor. Die Oder war zu weit weg und unsere Beine waren zu müde. Der Tag neigte sich auch zu Ende, also mussten wir uns mit den fotografischen Ergebnissen zufrieden geben. Aber man kann ja wiederkommen. Auf der Rückfahrt dann doch noch ein Farbtupfer in der uckermärkischen Landschaft: Raps und blauer Himmel! Wer sagt es denn!